Eine ganz besondere Magie liegt in der Luft, als wir am 1.7.17 aufstehen, am Tag der Baerenhochzeit, auf welche wir uns etwa anderthalb Jahre vorbereitet hatten. Am besten ist diese spezielle Freude zu beschreiben mit einem Mix aus dem Morgenerwachen an einem Geburtstag, dem Gefühl, welches man als Kind vor Weihnachten hatte, der Vorfreude auf Abenteuerferien, einer graziösen Stimmung gemischt mit einer kleinen Dosis Adrenalin, glücklich, doch noch nicht alle Last abgefallen, endlich da, aber noch nicht vorüber, gespannt aber nicht angespannt, strahlend mit einem gewissen Respekt vor dem was kommt… apropos strahlend: Die Sonne scheint wie eh und je, doch als gebranntes Kind checke ich die Wetter-App.: 10 Uhr Sonne, Temperatur steigend, 11 Uhr Sonne und Heiss, 12 Uhr zusehends bewölkt, 13 Uhr Wolken, 14 Uhr Schauer- und Gewittermöglichkeit… 🙁 Hallo!? Ich traue ihr nicht, der App. Das darf nicht sein! Gestern war ja schliesslich eine grosse wettertechnische Ausnahme auf Mallorca. Auch die anderen Finca Gäste sind guten Mutes und fliegen aus zum Strand oder zu anderen Ausflugszielen, während wir noch die letzten Dinge, wie Schilder, Wegweiser, Ballone, Candybar, Welcome Desk, Photobooth etc. für die grossen Feierlichkeiten herrichten. Unsere Trauzeugen und lieben Helferinnen und Helfer unterstützen uns tatkräftig dabei (an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an euch für den grossartigen Support!).
Als der Caterer gegen Mittag mit einer Ladung Tischen, Stühlen und Gerätschaften kommt, ziehen – wie vom Wetterdienst prophezeit – die ersten Wolken auf. Nochmals checke ich die App und sehe, dass es in den nächsten Stunden regnen kann, der Regen frühestens um 16 Uhr aufhören und die Sonne gar erst um 19 Uhr zurückkehren wird. Dabei soll unser Fest doch um 17.17 Uhr mit einem Apéro starten und um 18.00 Uhr die Zeremonie beginnen… Trotzdem beschliessen wir das Risiko einzugehen und Plan A, das Schönwetterprogramm draussen, durchzuziehen. Schliesslich ist es genügend warm, Wolken sind kein Hindernis und nur der Regen ist Tabu. Ich schicke ein Stossgebet zum Himmel und hoffe, dass das Glück nochmals auf unserer Seite ist!
Während die verschiedenen Dienstleister eintreffen und unter wolkenverhangenem Himmel fachmännisch Musik, Blumendekoration, Buffet, Tische, Bar, Zeremonie-Platz und Beleuchtung herrichten, sage ich Fabienne erst mal “bye bye” und entlasse sie zu ihrer persönlichen Stylistin, Daria von Hauptstadt Coiffeure, um ihre Frisur und ihr Make-up vorzubereiten. Die Spannung steigt und die Dienstleister schwirren umher: da eine Frage beantworten, dort etwas herrichten, hier nochmals den Ablauf klären, kurzer Blick auf die Wetter App, dieses vorbereiten, jenes bereitmachen… Trotz sehr guter Planung mit einem detaillierten Drehbuch gibt es noch ordentlich zu tun für mich. Ehrlich gesagt ist nichts mit gross entspannen, so wie ich mir das vorgestellt habe… Das ist halt die Kehrseite, wenn man im Ausland auf einer Finca heiratet und keinen Weddingplanner bzw. Tätschmeister vor Ort hat.
Die Wolken werden zusehends grauer und um 13.30 Uhr gibt es ein paar wenige Regentropfen. Fernab hören wir Donner grollen, doch das ist uns egal, solange das Wetter hier hält. “Nicht der Rede wert”, meint die liebe Claudia von der Blumendekoration aufmunternd, als sie mein entmutigtes Gesicht sieht. Just in diesem Moment kommt ein starker Windstoss und die Scherben klirren. Neiiiin… eine grosse Glas Vase mit Blumengesteck neben der Treppe ist futsch – wir improvisieren und platzieren die Blumen auf den Säulen unten an der Treppe. Sieht zum Glück auch toll aus und wird keiner merken.;-) Keine Stunde später kommt, was kommen musste: Es beginnt leicht zu regnen. Der Caterer hat sicherheitshalber die Stehtische unter der Veranda platziert, noch nicht mit dem Aufdecken der Tische begonnen und die Kissen der Zeremonie-Stühle wohlweislich noch unter dem Dach gelassen. Nun heisst es erst mal abwarten – widerwillig chille ich auf einem Sofa, berate mich mit meinem Trauzeugen, Leo, und schicke noch ein paar Stossgebete nach. Derweil bauen die Dienstleister ihre Sachen für das BBQ im Finca eigenen Grillhaus und für die Party nach Mitternacht drinnen im Wohnzimmer auf, bis der Regen etwas nachlässt. Doch dieser wird indes stärker. Mittlerweile ist es 15.00 Uhr und in zwei Stunden soll alles losgehen. Ich bespreche nochmals kurz mit Maria vom Catering und wir bleiben freudlos risikofreudig: Plan A! Der Caterer beginnt nun mit der Vorbereitung des Apéros, so dass er nachher noch genügend Zeit fürs Tische trocknen und decken hat – wenn der Regen vorüber ist. Die ausgeflogenen Finca Gäste, welche mit langen Gesichtern nachhause kommen, berichten schockiert von anhaltendem sintflutartigem Regen, überschwemmten Strassen und stürmischen Winden in Santanyi, das keine zwölf Kilometer von uns entfernt liegt. Von einem solchen Unwetter sind wir glücklicherweise hier verschont geblieben. Da wirkt der Regen auf der Hasta la Vista fast lächerlich, der mittlerweile nun wieder etwas weniger geworden ist. Ich beschliesse mich in meine Garderobe zu werfen, während der DJ den ersten Soundcheck macht und ab und zu die Fotografin und die Videografen in mein Zimmer schauen, um das “getting ready” festzuhalten. Ohne etwas zu verraten schwärmen sie von der Braut, die ich erst an der Zeremonie sehen werde, wenn sie die Treppen heruntersteigt. Ich freue mich sehr auf diesen Augenblick.
Als ich frisch geduscht in meinem perfekt geschnittenen Hochzeitsoutfit stehe, hat der Regen aufgehört und da und dort drückt bereits wieder die liebevolle Sonne durch die mittlerweile hellgrau-weissen Wolken. Der Feinschliff der Vorbereitungen ist im Gange und trotz den Wetterkapriolen sind wir dank unseren flinken Freunden und den geübten Dienstleistern gut im Zeitplan. Zusammen mit Leo wische ich mit viel Haushaltpapier die Regenperlen von den Holztischen, die rund um die Finca stehen, und muss bereits mein Hemd hochkrempeln, da es wieder warm geworden ist. Die Gesichter der Dienstleister und der fein herausgeputzten Finca Gäste beginnen auch wieder zu strahlen und wir sind alle sehr erleichtert, als sich kurz vor 17 Uhr der blaue Himmel zeigt. Als wäre nichts gewesen.
Es ist bereits überall trocken und sogar richtig sommerlich heiss, als die Busse mit den Gästen eintreffen und beim Apéro auf der Finca-Terrasse ein cooler Remix von “Sun is Shining” zur wieder vollends hergestellten Urlaubsstimmung beiträgt. Was für ein Glück!!! Leo und ich heissen alle willkommen auf der Hochzeitsfinca, machen Witze darüber, dass es auch in Mallorca mal regnen kann und laden die Hochzeitsgesellschaft ein, den Abend zu geniessen. Zur Zeremonie um 18.15 Uhr steigt die Spannung. Auch ich bin – zwar nicht nervös – aber schon etwas aufgeregt vor Freude, als ich neben dem geschmückten Traubogen stehe und in die Menge schaue, die sich auf den sorgfältig bereitgestellten weissen Stühlen niederlässt. Der Moment, wenn man vor der Familie und den liebsten Freunden wartet, bis gleich die Liebe seines Lebens im Brautkleid die Treppen herunterschreitet, ist etwas ganz Besonderes, etwas ganz Schönes. Eine sehr feierliche, anmutsvolle Stimmung breitet sich aus, als die Trauzeugin, Simona, auf dem Klavier ein wunderschönes Intro spielt und wir alle gespannt aufstehen. Die Blumenkinder laufen voraus und bestreuen den Weg mit Rosenblätter für die schönste Braut der Welt, welche von ihrem Vater begleitet, langsam und mit bezauberndem Lächeln zu mir zum Altar schreitet.
Fotos by Tali photography
Leo ist der geborene Trauredner. Mit einer humorvollen, emotionalen und bühnenreifen Trauung überrascht er das Brautpaar und die Gäste. Die gefühlsbetonten Zwischenspiele von Simona auf dem Klavier, das Gedicht von Lars, dem Patenkind von Fabienne, sowie ein Berner Hochzeitslied von Fabiennes Mutter und Tante, welches vom Schwyzerörgeli durch Ruth begleitet wird, untermalen unser freie Zeremonie. Bei den ganz persönlichen gegenseitigen Worten des Brautpaars zu Thema “Dankbarkeit” entfliesst sogar dem Himmel eine klitzekleine Träne, bevor wir dann nach dem Ringtausch im strahlenden Sonnenschein aus der Menge schreiten. Während die Gäste den zweiten Apéro geniessen, werden wir von Gratulationen und lieben Glückwünschen überhäuft. So schön, all die netten Worte von Familie und Freunden! Danach gibt’s eine Fotosession mit der Familie und im Anschluss zur “golden hour” bei romantischem Sonnenlicht noch ein Paarshooting im Garten der Finca.
Fotos by Tali photography
Die Gäste haben bereits in der Abendsonne an den Tischen um den Pool Platz genommen, als wir Hand in Hand zurückkommen und das leckere Barbecue Buffet eröffnen. Mal wieder sitzen ist auch nicht schlecht. Heiraten ist wirklich ganz schön anstrengend.:-) In der Fortsetzung erfährt ihr dann, wer beim Tortenanschnitt die Hände oben hatte und es gibt einen exklusiven Einblick in unseren Hochzeitstanz wo wir mit verrückten Tanzeinlagen und einer Zaubershow die Gäste überraschten. Ich verspreche euch, das nächste emotions- und actiongeladene Blogupdate kommt bald…