Während die einen Brautpaare in ihren Flitterwochen zum Entspannen auf idyllische Inseln verreisen und sich puren Luxus gönnen, packen die Baeren ganz unkonventionell ihre Rucksäcke und starten ein Abenteuer: Ein Monat Backpacken in Kerala (Südindien) und im Süden Sri Lankas – was aber Idylle, Entspannen, teilweise auch Luxus und vor allem abwechslungsreiche Erlebnisse nicht ausschliesst. Die folgenden Blogeinträge drehen sich um unsere Flitterwochen, denn schliesslich gehören diese auch zur Baerenhochzeit.
Die Tage vor unserer Abreise sind stressig und die Nächte kurz. Ich will den Content der neuen Baerenhochzeit Webpage plus das Marketingkonzept inkl. Flyer noch fertig machen. Zudem stehen Photobooth-Vermietungen, Packen, Bloggen und Kickoff bzw. der Abschluss weiterer Projekte an. Umso mehr bin ich froh, dass Fabienne die Feinplanung unserer Flitterwochen übernimmt. Also steige ich am Abend des 8.12.17 hundemüde ins Flugzeug und weiss, bis auf ein paar Eckdaten, nicht, was uns erwarten wird.
Nach einem relaxten Flug landen wir am 9.12.17 frühmorgens in Kochi und werden zum Glück vom Hotelbesitzer abgeholt und in das nahegelegene und ruhige Pearl Spot gefahren – ein bisschen Luxus muss sein. Erst mal ankommen, relaxen, unsere Sauberkeitsstandards herunterfahren und uns mit einem Walk ins „Zentrum“ (flughafennaher Vorort von Kochi) auf Indien einstellen. Tags darauf chillen wir mit Buch und Kokosnusswasser im ruhigen Garten bzw. befahren den Backwater-Fluss zusammen mit dem lustigen Besitzer auf seinem Boot und wagen sogar einen Schwumm im tropischen Gewässer (wo wir Otter, Fische, Kleiderwaschende Inderinnen, Fischer, badende Inder und Vögel beobachten konnten). Nachdem wir am Vorabend unser leckeres (und unter CHF 7 günstiges) Curry Dinner auf Gutheissen des Hotelbesitzers beim Lieferservice bestellt haben, entschliessen wir uns heute für ein Essen im „Zentrum“ – schliesslich wollen wir die indische Küche, die wir beide ja so sehr mögen, vollends auskosten. Der Hotelbesitzer meint, er hätte eine gute Empfehlung und würde uns zu einem Restaurant fahren. Als wir bestellen merken wir, dass es der gleiche Ort ist, wo wir gestern bestellt hatten – so viel zur Abwechslung und zur Denkweise der Inder.:-) Tags darauf, am 11.12.17, brechen wir mit dem öffentlichen Bus in die Berge nach Munnar auf (4 Stunden Busfahren) und erleben nebst der Odyssee, bis wir einen funktionierenden Bancomaten finden, eine äusserst halsbrecherische, hup-, kurven- und überholmanöverreiche Busfahrt. Welcome to India!
Munnar ist vom Klima her frisch, darum gedeihen der Tee und der Tourismus dort so gut (ein Mix aus alternativen westlichen Yogafans, bergbegeisterten Touristen und reichen Inderfamilien). Wir tauchen zwei Tage voll ein: Teeplantagenbesichtigung mit dem Tuck Tuck bis zur feucht-neblig-kühlen Top Station, ausgedehnte frühmorgendliche Yogastunden in unserem schönen Hotel, Gardenwalk mit laufmüden Indern, lustiger Kochkurs (Tomaten an Kokosnusssauce und Bohnencurry) sowie eins unserer Highlights: Essen aus einem Bananenblatt von Hand im einheimischen Lokal. Unsere Flitterwochen sind auch eine Reise der Dankbarkeit und des Gebens. So verteilen wir überall immer wieder mitgebrachte Schweizer Schokolade und alte Kleider an Leute, welche Freude daran haben bzw. diese brauchen können und spenden hier und dort auch kleinere Beträge an Bettler (wir haben unseren Hochzeitsgästen versprochen, dass wenn sie einen Zustupf an unsere Flitterwochen geben wollen, wir einen Teil davon spenden und in gute Zwecke investieren werden – dazu später noch mehr).
Am 13.12.17 fahren wir ca. 6 Stunden mit dem „Local Bus“ zurück ins tropische Klima nach Alappuzha, wo – wegen der henkerischen Fahrweise und der kurvenreichen Strasse – einige Touristen bleich und mit ihrem Mageninhalt verpackt in Plastiksäckchen aussteigen. Wir haben gottseidank einen strategisch guten Platz vorne im Bus mit Weitsicht gewählt, damit wir mit den Augen der Strasse folgen und jeglichen Schwindel ausbalancieren konnten. Kaum im günstigen, eher schmuddeligen und nicht Honeymoonträchtigen Hostel eingecheckt, bricht ein starker Regen nieder – dabei wollten wir am nächsten Tag eine lauschige Fahrt auf einem Hausboot in den Backwaters geniessen… Die Wettervorhersage zeigt sogar drei Tage Regen an. Zum Glück irrt sie sich (Hand aufs Herz, seit unserer Hochzeit sind wir wettertechnisch stets optimistisch) und siehe da am nächsten Morgen begleitet uns die strahlende Sonne, während wir am Hafen gefühlte 100 Hausboote besichtigen, um das Richtige für unsere Kreuzfahrt in den Backwaters (verzweigtes Flusssystem ins Landesinnere) auszuwählen. Wie deren Preise sind auch die traditionellen Hausboote alle etwa ähnlich – sie unterscheiden sich geringfügig in Grösse und Ausstattung. Sofaliegen, lautstarke Stereoanlage, sinnloser TV, einfache Küche und teilweise etwas schmuddelige Zimmer mit Klo/Kaltwasserdusche gehört immer dazu. Ein über eine Treppe zu erreichendes Oberdeck ist optional. Nach längerem Evaluieren wählen wir das mit dem besten Preis-Freundlichkeits-Leistungsverhältnis. Eine gute Wahl, wie sich herausstellt, als wir um 11.30 Uhr im Konvoi mit dutzenden anderen Hausbooten in die palmengesäumten Backwaters tuckern: Die Crew ist aufgestellt und wir werden kulinarisch verwöhnt. Während wir oben auf den Sofas chillen, steuert uns der Kapitän vorbei an einfachen Hütten am Wasser, am Alltag der Backwater-Leute, an Palmen sowie an ruhigen Landschaften, Reisfeldern und anderen Booten. Ein Genuss! (Obwohl wir uns manchmal etwas wie im Zoo vorkommen während wir auf dem Boot fläzen und die Einheimischen begaffen). Die Nacht auf dem Boot im stickigen Zimmerchen ist nicht ganz so erholsam, wie erhofft, doch das leckere indische Frühstück macht uns wieder fit.
Als wir am sonnigen 15.12.17 wieder am Hafen anlegen, warten bereits die nächsten Touristen auf ihre Bootstour und wir beschliessen spontan einen Abstecher ins Ashram von Amma zu machen (die Guru-Inderin, welch weltweit über 30 Millionen Menschen umarmt hat), um uns von ihr umarmen zu lassen.