Das rosarote mega-Ashram von Amma, welches über 3000 Pilger, Spirituelle und andere Suchende beherbergt, erhebt sich im Nirgendwo majestätisch aus dem keralesischen Palmenwald. Wir werden mit offenen Armen aufgenommen und von den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer (die zum Teil schon mehrere Jahre dort leben) in die Gepflogenheiten, Regeln und Abläufe des Ashrams eingewiesen. Für grad mal CHF 5.- pro Person pro Nacht erhalten wir ein schmuddeliges Zimmer (jeder Gast sollte es nach seiner Abreise selber putzen – funktioniert nicht ganz), drei volle einfache indische Mahlzeiten (gegen Aufpreis kann man aber auch Vegiburger und Pasta essen) und können am spirituellen Tagesablauf der Amma-Anhänger teilnehmen. In den 24 Stunden, die wir hier verbringen, erleben wir eine interessante, ungewohnte (aber gute), überfreundliche und schon recht spirituelle Zeit. Highlight ist natürlich das Darshan, die persönliche Umarmung, vom Guru herserlf, welche wir nach einer etwa einstündigen Meditations-Session in einer riesigen Halle erhalten.
Tags darauf, am 16.12.17, fahren wir nach Kollam, wo wir eigentlich nur einen Tag bleiben wollen, dann aber bis zum 20.12.17 verweilen, weil das Guesthouse am lauen See so relaxed ist. Wir machen frühmorgens im Garten Yoga, lassen uns kulinarisch verwöhnen (auch im nahegelegenen McDonald’s wo es acht Vegiburger Varianten gibt – mein persönliches Highlight Nr. 1.), erkunden die Gegend (inkl. Tagesausflug mit dem Zug nach Varkalla), besuchen eine Cashewnuss Messe (total zufällig), ich kaufe mir ein neues Smartphone (mein persönliches Highlight Nr. 2), da mein iPhone wieder mal einen Displayfehler hat und geniessen die Zeit mit Chillen und Austauschen mit anderen Rucksackreisenden. Kurz bevor wir abreisen besuchen wir noch ein Altersheim für Senioren, welche keine Betreuung durch ihre Familien erhalten und spenden einen Geldbetrag aus unserer Honeymoon-Reisekasse. Wir haben unseren Hochzeitsgästen ja damals gesagt, dass ihr Geschenk an uns ihre Reise nach Mallorca ist. Denjenigen, welche uns trotzdem noch einen Zustupf an die Hochzeitsreise geben wollten, versprachen wir, dass wir einen Teil davon für gute Zwecke spenden werden. Gesagt getan. Doch den grossen Batzen davon spendeten wir ein paar Tage später in einem Waisenhaus in Kochi – schlichthin DAS Highlight unserer Hochzeitsreise!
Obwohl wir unsere mitgebrachten Altkleider schon fast alle an vor Freude strahlende ärmere Leute verteilt haben, sind unsere Rucksäcke noch nicht viel leichter geworden (so viele Souvenirs haben wir noch nicht gekauft…). Vor allem die Fahrt im nach indischer Art vollgestopften Zug von Varkalla nach Kochi wird mühsam mit dem schweren Gepäck. Eingepfercht zwischen Business-Inder, pilgernden Inder und von uns faszinierten, gesprächigen Inder, schleppt der Zug uns zurück in die Grossstadt. Wir schwören uns, das nächste Mal leichter zu reisen. Nun müssen wir uns erst mal wieder an den Lärm, die stickige Luft und die vielen Leute gewöhnen. Fort Kochi ist durchaus interessant mit den Gewürze-Händlern (jetzt kaufen wir Souvenirs!), den chinesischen Fischernetzen und den Märkten. Wir sind jedoch etwas grossstadtmüde und freuen uns auf neue Abenteuer in Sri Lanka. Bevor wir am 22.12.17 nach Colombo fliegen, erkundigen wir uns bei der freundlichen Besitzerin des Guesthouses nach einem Kinderheim, denn wir wollen schliesslich unser Versprechen einlösen. Keine 20 Gehminuten entfernt liegt das Waisenhaus “Ashwasa Bhavan”, wo die herzensgute italienische Ordensschwester Fabiola mit ihren Sisters und weiteren freiwilligen Helfern etwa 75 Waisenkinder vom Säugling bis hin zur Volljährigkeit mit viel Liebe, Zuwendung und zuweilen auch starken Nerven betreut.
Als wir am Vormittag ankommen, sind fast alle Kinder in der Schule. Wir erkundigen uns nach dem Bedarf im Waisenhaus, denn wir wollen etwas kaufen und den Kindern schenken, nicht unbedingt Geld spenden. Sister Fabiola erklärt uns, dass die Kinder gerne tanzen und Freude an einem Radiorekorder hätten und mit Überraschungs-Eiern würde man auch nie etwas falsch machen – ganz wie unser Budget sei. Mir schwebt da schon etwas vor im Kopf und ich fragen sie, ob sie mit uns Einkaufen gehen würde. Gemeinsam mit der Nonne fahren Fabienne und ich im Tuck Tuck in die Stadt, um die Geschenke für die Kinder zu kaufen. Als wir im Elektronikgeschäft stehen und ich sehe, dass die Radiorekorder nur mickrige 4-Watt Boxen haben, frage ich Sister Fabiola, ob wir nicht lieber etwas Grösseres und mit mehr Bass kaufen sollen. “Wenn es im Budget liegt, dann gerne”, meint die bescheidene Ordensschwester. Dafür strecken wir unser Budget liebend gerne und legen sogar noch etwas drauf. Schliesslich wollen wir den Kindern eine Freude machen! Kurzerhand kaufen wir zwei fast schon discoträchtige Soundsysteme, da wir erfahren, dass die älteren Buben (ab dem Schulalter) in einem anderen, nahegelegenen Haus untergebracht sind – wir wollen allen etwas schenken. Damit die Kinder in den vollen Genuss kommen, erstehen wir zudem noch Disco-Laser und weil ja bald Weihnachten ist, gibt’s auch für jedes Kind noch ein Überraschungs-Ei. Wegen dem vielen Gepäck müssen wir ein extragrosses Tuck Tuck zurück zum Waisenhaus nehmen, wo wir von den Sisters zum Dank noch zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen werden. Wir sollen am Abend wiederkommen, um den Kindern die Geschenke persönlich zu überreichen.
Gespannte Kinderaugen starren uns an, als wir am Abend eintreten und die Nonne von unserer Hochzeitsgeschenk-Idee erzählt. Fabienne und ich verteilen die Überraschungs-Eier, welche die Kinder mit sehr grosser Dankbarkeit entgegennehmen, umgehend geniessen und die Spielsachen stolz zusammenbauen. Dann gehen wir gemeinsam in den Aufenthaltsraum und enthüllen die Musikanlage – begleitet von der riesengrossen Freude der Kinder. Der Höhepunkt kommt, als die Nonne die Lieblings-Hindimusik der Kinder abspielt. Umgehend vibriert der Raum vor Lebensfreude der ausgelassen tanzenden und glücklichen Kinder. Die Musik lässt sie ihre Schicksale vergessen. Es ist fast unglaublich, was eine solch kleine Investition bewirken kann. Ein unbeschreiblich schönes und erfüllendes Erlebnis, die Glücksmomente der Kinder so hautnah miterleben zu dürfen… Die gleichen fröhlichen Szenen werden uns später nochmals ein paar Häuser weiter, bei den Jungs geboten, als wir ihnen das Geschenk überreichen. An dieser Stelle möchten wir uns von Herzen bei allen Hochzeitsgästen bedanken, welche den Waisenkindern diese unbeschreibliche Freude ermöglicht haben!!!
Noch sehr berührt vom gestrigen Erlebnis im Kinderheim werden wir am 22.12.17 frühmorgens zum Flughafen gefahren, wo wir nach Colombo, Sri Lanka einchecken…